Noah und der Regen

10.02.2024le week-endÖ1Elke Tschaikner und Christian Scheib —   –  Details

Guy Klucevsek

Zwei von jeder Art soll er mitnehmen auf seine Arche. Das ist die alttestamentarische Vorgabe für Noah und wir helfen ihm heute bei dieser bemerkenswert schwierigen Aufgabe. Es heißt schnell sein, denn es hat schon begonnen, zu tröpfeln. «Raindrops keep fallin› on my head» behauptet zumindest der Akkordenist Guy Klucevsek. Doch er ist deshalb gar nicht beunruhigt, er spielt keinen Wolkenbruch, sondern einen warmen Sommerregen, denn Guy Klucevcek versteckt den Burt Bacharach Raindrops-Regenklassiker ziemlich raffiniert in seinem Instrument, um den Regen wegzuzaubern, eine Ziehharmonika als Regenschirm. — Letzeres, ein Regenschirm, steht auch Gene Kelly zur Verfügung, als er in den strömenden Studioregen hinausmuss. Gene Kelly aber hat anderes im Sinn, als sich mit dem Regenschirm vor dem Regen zu schützen. Den wartenden Wagen schickt er weg, den Schirm klappt er zusammen, um ihn fortan als virtuos gehandhabtes Utensil bei seinem platschenden Stepptanz durch strömenden Regen und aufspritzende Wasserlacken zu nutzen. Singing in the Rain. Während Gene Kelly den Regen ganz und gar nicht ernst nimmt, hat Steve Reich da jemanden gefunden, dem der Ernst der Lage um einiges klarer ist. «It›s gonna rain» insistiert der Prediger und meint das drohende Ende der Welt. «The voice is a spectacularly moving, intense voice about the end of the world» notiert Steve Reich, und kündigt das Ende dieser Welt kassandrahhaft durch hypnotisch elektromagnetischen Regen an. Zwei Bandmaschinen braucht Reich für diese Komposition, zwei von jeder Art braucht Noah auf der Arche. Fast alle Paare sind an Bord, nur die beiden Schildkröten sind immer noch nicht da. Die machen sich in unerschütterlicher Gelassenheit gerade erst auf den Weg. Heraus aus Camille Saint- Saens Zoo, dem Karneval der Tiere, Richtung Arche. Mag schon sein, dass die Sintflut droht, doch Gott hat nichts von Eile gesagt. — Aber womöglich sind wir in der letzten Stunde und eigentlich während der letzten circa 5000 Jahre einem Irrtum aufgesessen. Würde man die Bibel genau lesen – so verkünde eine amerikanische Sekte, erzählt uns wiederum Laurie Anderson, würde man die Bibel genau lesen, dann wäre klar, dass Noah mit seiner Arche mehrere tausend Meilen westlich vom Berg Ararat aufgebrochen sein muss, letztlich also in Upstate New York. Der Garten Eden wäre dann New York City. — Nun gäbe es aber gerade hier keinerlei Hinweise auf vorsintflutliche zivilisatorische Spuren. Man müsse daher – das ist die einzig mögliche plausible Schlussfolgerung – man müsse daher davon ausgehen, dass die Sintflut erst noch bevorsteht: «… the arch has not left yet».

 
 

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