Endlich frei / Käthe Kollwitz

24.03.2024NewsZeit OnlinePeter Neumann —   –  Details

Käthe Kollwitz

Frankfurt, New York, Kopenhagen – plötzlich stürzen sich alle auf die Künstlerin Käthe Kollwitz. Was passiert da gerade? — Mit verschatteten Augen sitzt sie da, den Kopf schwer in die rechte Hand gestützt, schmollend. Auf dem anderen Selbstbildnis blickt sie scheu und doch herausfordernd, das Haar streng zurückgebunden. Und auf einmal ist die Patina weg, die sich über die Künstlerin Käthe Kollwitz gelegt hatte. Das Bild von der Frau mit den schlohweißen Haaren und den strengen Gesichtszügen. Stimmt nicht, jetzt nicht mehr. — So richtig verschwunden war Käthe Kollwitz nie. Insofern ist die Ausstellung, die jetzt im Städel Museum in Frankfurt zu sehen ist, eher eine Neubeleuchtung als eine echte Wiederentdeckung. Und dennoch hat man das Gefühl, hier habe sich die Künstlerin endlich frei gemacht. Frei von all den Zuschreibungen, mit denen man sie jahrzehntelang versehen hatte. In der DDR galt Käthe Kollwitz als Vorzeige-Antifaschistin, als frühe Dokumentarin des sozialen Elends. Im wiedervereinigten Deutschland kam es durch Helmut Kohls Initiative, ihre Skulptur Mutter mit totem Sohn in der Neuen Wache in Berlin aufzustellen, schnell zum geschichtspolitischen Eklat: Ausgerechnet eine christliche Pietà sollte an Krieg und Gewaltherrschaft mahnen und an die jüdischen Opfer des Holocausts erinnern? — Doch nun geht man von alldem befreit an den Selbstbildnissen vorbei und schaut einer Künstlerin zu, die sich in kurzer Zeit als Autodidaktin das gesamte Formenvokabular der Moderne erobert hatte. Kollwitz studierte an der Mal- und Zeichenschule in München, einer Kunstakademie für höhere Töchter, aber nach ein paar impressionistischen Biergartenmotiven und braven Familienporträts ließ sie die Malerei sein und ging ihren eigenen Weg. Kollwitz konzentrierte sich auf Grafiken. Sie liebte die harten Kontraste, den wirklichkeitssatten Ausdruck. Stillleben und Landschaftsidyllen waren ihre Sache nicht. — Käthe Kollwitz: «Die Mütter», überarbeitete Radierung von 1918

 
 

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