03.04.2024 – Spielräume – Ö1 – Verena Göltl —   –  Details

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Gretchen Parlato / Lionel Loueke

Sie kennen einander seit zwanzig Jahren. Ihr gemeinsames Album — Lean in» war für den Grammy nominiert. Erhalten haben sie ihn nicht, verdient schon. — Die US-amerikanische Sängerin Gretchen Parlato und der aus dem westafrikanischen Benin stammende, in den USA lebende Jazzgitarrist und Sänger Lionel Loueke haben 2023 ein graziles Kunstwerk geschaffen, das nicht nur ihr individuell exzeptionelles Niveau abbildet, sondern auch ihre Verbundenheit seit Studentenzeiten feiert. — Loueke spielt seine Gitarre genauso hingebungsvoll wie er die vokale Technik der Mouthpercussion anwendet. Er schnalzt und klickt mit der Zunge, summt Bassläufe und schmiegt seine Stimme an jene von Parlato an, wie eine zweite Haut. Im Gegenzug singt sie mit ihm auf Fon, so als wäre es auch ihre Muttersprache. Songs auf Portugiesisch und Englisch laufen easy-cheesy nebenbei, sodass man fast vergessen könnte, über Gretchen Parlatos herrlich schlanke, gefühlvolle Stimme zu jubeln. Ganz sparsam werden neben Bodypercussion zusätzlich perkussive Instrumente wie Balafon oder Cajon und der Bonus von Gastsänger:innen eingesetzt. Alles mikrodosiert aufeinander abgestimmt. So erahnt man etwa den Schrei einer Möwe oder den Gesang eines Wals. Die übereinanderliegenden perkussiven Patterns erzeugen eine Art meditativen Schwebezustand, aus dem man freiwillig nur ungern wieder auftaucht. — Allem zugrunde liegt tiefempfundenes, über Jahre gewachsenes Vertrauen, das die beiden Freunde einander schenken. Ihre Musik ist wie Nektar, den sie uns einflößen. Jeder Ton ist Medizin.

SK-