30.03.2024 – Klassikplus – BR-Klassik – Wolfgang Schicker — – Details
Henri Marteau
Henri Marteau, weltweit gefeierter Violinvirtuose der Zeit zwischen Fin de Siècle und Erstem Weltkrieg – und gebranntes Kind einer nationalistisch vergifteten Ära. — Mein ganzes Leben ist versauert durch diesen deutsch-französischen Antagonismus», schreibt Henri Marteau, der Sohn eines französischen Vaters und einer deutschen Mutter, der vor 150 Jahren in Reims zur Welt kam, deutsch ebenso gut sprach wie französisch und in Berlin Nachfolger des großen Joseph Joachim als Professor an der Hochschule für Musik wurde. 1914 geriet Marteau zwischen die Fronten, denn als französischer Reserveoffizier wurde er trotz seiner doppelten Staatsbürgerschaft und seines internationalen Ansehens verhaftet und interniert, von der Öffentlichkeit denunziert und angefeindet und schließlich aus seinem Berliner Professorenamt gedrängt. Von diesem Schock erholte er sich nicht mehr und nahm schließlich die schwedische Staatsbürgerschaft an. Bis zu seinem Tod im Jahr 1934 blieb Henri Marteau dennoch einer der prägenden Musiker Europas. Zwischen ausgedehnten Konzertreisen zog er sich in sein oberfränkisches Refugium zurück, eine Villa in Lichtenberg im Landkreis Hof. Heute lebt dort sein kulturelles Vermächtnis weiter in der Internationalen Musikbegegnungsstätte Haus Marteau.
Ein korrektes Passwort ist erforderlich.