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Ö1 / Radiokolleg

100 Songs: Geschichte wird gemacht (4) Nirvana – Smells Like Teen Spirit (USA, 1991)

08.05.2025RadiokollegÖ1Stefan Niederwieser —   –  Details

Kurt Cobain

1991 ist das Ende der Geschichte angebrochen. Die Vereinigten Staaten von Amerika haben den Kalten Krieg gewonnen und Kapitalismus war mit dem Zusammenbruch der Sowjetunion und dem Massaker am Platz des Himmlischen Friedens neuerdings die einzige Ideologie, die die Welt formen konnte. «Here we are now, entertain us», singen Nirvana aus dem kalten Nordosten Amerikas, aus Aberdeen eineinhalb Autostunden von Seattle entfernt. Wenige Songs ließen die Popmusikgeschichte in ein Vorher und ein Nachher zerfallen. Wenn sich die ironisch-zynische Generation X auf einen Song reduzieren lassen würde, es wäre dieser. «Smells Like Teen Spirit» wurde auf MTV in hoher Rotation gespielt. Hair Metal und Hard Rock waren plötzlich Out und Teenage Angst war In. Nirvana wurden zur Stimme einer neuen Zeit hochstilisiert – einem Ruf, dem sich insbesondere Sänger Kurt Cobain vergeblich zu entziehen versuchte.

 
 

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100 Songs: Geschichte wird gemacht (2) Marvin Gaye – What’s Going On (USA, 1971)

06.05.2025RadiokollegÖ1N.N. —   –  Details

Marvin Gaye

Motown Records aus der Autostadt Detroit, Michigan, wurde in den 1960er Jahren zum Inbegriff des sozialen Aufstiegsversprechens für die schwarze Bevölkerung in den USA. Das Label fertigte hochwertige Musik en masse an. Dabei wurde der Produktionsprozess standardisiert, also von der Talentsuche und Songwriting bis zur Arbeit im Studio und dem Vertrieb. Es gab Stechuhren, Qualitätskontrollen, Benimmunterricht wie auch Künstlerinnen und Künstlern, denen Zielgruppen auf den Leib geschneidert wurden. Als der Motown-Star Marvin Gaye ein Konzeptalbum mit überlangen Songs aus Sicht eines Vietnamkriegsveteranen schreiben wollte, soll Labelchef Berry Gordy gesagt haben, es wäre das Schlimmste, was er je gehört hat. Marvin Gaye konnte sich letztlich durchsetzen. Auf dem Album «What›s Going On» war die politische Paranoia der konservativen Nixon-Jahre deutlich zu spüren, während die Slogans von Liebe durch urbane Gewalt, verarmte Innenstädte, sauren Regen und Rassismus immer deutlicher in Frage gestellt wurden.

 
 

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