Ohne Leid kein Schneid – Zur Konjunktur der Betroffenheit

11.06.2023Essay und DiskursDeutschlandfunkPascal Fischer —   –  Details

Florian Hannig

(Wh. v. 18.09.2022) – Betroffenheit boomt als Konzept. Betroffene dürfen über gesellschaftliche Probleme reden, Nichtbetroffene sollen schweigen. Das ist nur begrenzt plausibel.

 

Die Betroffenheit steht heute hoch im Kurs. Ob Rassismus, Klassismus, Ableismus, Sexismus – wer betroffen ist, scheint qua eigenem Erleben eine höhere Einsicht in eine Problemlage zu haben als Andere. In mancher gesellschaftlichen Blase wird Unbetroffenen gar jedes Recht abgesprochen, sich ernsthaft äußern zu dürfen.

 

Wer aus der Warte der Vernunft, der Parteilosigkeit argumentiert, gilt schnell als unempathisch, uneinsichtig, kalt oder «moralisch verwahrlost». Man denke nur an Wolfgang Thierse in der Debatte um die Identitätspolitik oder den reservierten Sozialpsychologen Harald Welzer in einer TV-Diskussion um Waffenlieferungen an die Ukraine. Ein Blick in die Siebziger Jahre zeigt, dass damals ganz ähnliche Debatten geführt wie heute.

 

Essay und Diskurs untersucht im Gespräch mit Florian Hannig, inwiefern sich die Siebziger wiederholen, was wir seitdem gelernt haben – und ob der Begriff der Gelassenheit aushelfen könnte – als Mittelweg zwischen subjektivem Tunnelblick und anteilsloser Vogelperspektive. — Florian Hannig ist promovierter Historiker und hat u.a. zur Humanitären Hilfe, zu Empathie und Mitleid geforscht. Er ist derzeit wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Professur «Fachjournalistik Geschichte – Medien in Geschichte und Öffentlichkeit» an der Universität Gießen. Zuletzt erschien von ihm: «Am Anfang war Biafra. Humanitäre Hilfe in den USA und der Bundesrepublik Deutschland». —

 
 

SK-xxddhehi


LAST RADIO POETS
assignment_turned_in Registrierungen
No Registration form is selected.
Please login to view this page.
Please login to view this page.
Please login to view this page.

Sie können keinen Inhalt kopieren.