Manchmal wollte er einfach nur weg / Herr Geheimrat aus Weimar

24.03.2024NewsZeit OnlineKai Sina —   –  Details

JW Goethe

Goethe. Porträt eines Lebens, Bild einer Zeit — Thomas Steinfelds großes Goethe-Buch ist eine durch und durch realistische Biografie. Gerade deswegen vermag sie zu faszinieren. — Es steht viel auf dem Spiel. In zwei Jahren soll mit der Sanierung und Neugestaltung des Goethe-Hauses in Weimar begonnen werden. 45 Millionen Euro stellen der Bund, das Land Thüringen und verschiedene Stiftungen für die — Substanzrettung des physischen Dichterhauses» zur Verfügung, die — zugleich auch seine gesellschaftliche Wirkung im 21. Jahrhundert zukunftsfest» machen soll. Was die Präsidentin der Klassik Stiftung Weimar, Ulrike Lorenz, nüchtern benennt, sind die immensen Chancen und die nicht geringeren Risiken: Entweder es gelingt, das Haus und mit ihm den ehemaligen Hausherrn neu zu vergegenwärtigen (wobei man dazusagen muss, dass mehr als die Hälfte der jährlichen Besucher Schüler sind). Oder das Goethe-Haus wird zum steinernen Zeugen seiner selbst, zum Dokument einer zweihundertjährigen Wirkungsgeschichte, für das sich allenfalls (oder immerhin) noch Forscher interessieren. — Vor diesem Hintergrund kommt die Goethe-Biografie des Literaturwissenschaftlers und Kritikers Thomas Steinfeld zum richtigen Zeitpunkt. Und das weniger, weil sie noch einmal aufbereitet, was man ohnehin schon weiß. Es liegt vielmehr daran, dass sie mit einem der wirkmächtigsten Klischees der populären Goethe-Rezeption bricht. Zuletzt wurde es von Rüdiger Safranski zum Leitmotiv und Buchtitel erkoren: Goethe – Kunstwerk des Lebens. In Goethe hätten sich, liest man bei Safranski, — geistiger Reichtum, schöpferische Kraft und Lebensklugheit» vereint, weshalb er nicht nur als Schriftsteller eine Ausnahmeerscheinung gewesen sei, sondern auch als — Meister des Lebens». Steinfeld kontrastiert dieses Bild mit der — Neigung zu Missmut, Bitterkeit, Resignation», die Goethe im Alter entwickelt habe, mit seinem gelegentlich auftretenden Wunsch, Weimar Weimar sein zu lassen und einfach nur abzuhauen, — wenn er nur wisse, wohin». — — Noch immer der Deutschen liebstes Genie und ein ewiges Rätsel: der Herr Geheimrat aus Weimar.

 
 

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