Juni 2025
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Letzte 10 Tage
24.06.2025 – ARD Jazz. Spotlight – WDR 3 – Kevin Naßhan — – Details
Silent Explosion Orchestra
Seerosen im Bigband-Sound: Kann man Bilder von Monet, Kandinsky und van Gogh vertonen? Kevin Naßhan findet: Ja!
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20.06.2025 – Lesung – hr2 kultur – N.N. — – Details
Laurent Binet
Im Florenz des 16. Jahrhunderts wird der Kirchenmaler Jacopo Pontormo tot aufgefunden. Doch er ist nicht einfach bei der Arbeit an seinen Fresken vom Gerüst gestürzt: Aus seinem Herzen ragt ein Meißel – klares Zeichen eines Verbrechens. Mit der Aufklärung wird der Künstlerkollege und Höfling Vasari beauftragt, der wiederum keinen Geringeren als Michelangelo selbst zur Hilfe bittet. Handelt es sich um einen Mord unter Konkurrenten, stehen religiöse oder politische Motive hinter der Tat? Laurent Binet eröffnet einen fesselnden historischen Krimi, der in Briefen erzählt ist. 20 Schauspielerinnen und Schauspieler haben sie gelesen, darunter Sylvester Groth, Felix von Manteuffel, Werner Wölbern, Nele Rosetz und Lea Draeger.
Bei einer Kontrolle wird der Brief einer Nonne gefunden, in dem ein Aktgemälde und allerlei Abfälligkeiten über Pontormo erwähnt werden. Trotz Vasaris Zweifeln freut sich Herzog Cosimo, denn der Fall scheint gelöst.
— – Szenische Lesung mit Gustav Peter Wöhler, Werner Wölbern, Felix von Manteuffel, Peter Jordan, Nora Schulte, Judith Rosmair, Sylvester Groth, Nele Rosetz, Max Hegewald, Harald Schrott, Benito Bause, Lea Draeger, Uriel Jung u.v.a. Autor: Laurent BinetÜbersetzung: Kristian Wachinger Produktion: MDR, HR, NDR 2025Verfügbar bis 10. Juni 2026
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18.06.2025 – Doppelkopf – hr2 kultur – Esther Willbrandt — – Details
Esther Dischereit
Esther Dischereits aktueller Roman »Ein Haufen Dollarscheine» war für den Preis der Leipziger Buchmesse nominiert. Das Buch erzählt von den Auswirkungen der Schoa auf die Generationen danach. Die Figuren ringen mit ihrer jüdischen Herkunft, ihren persönlichen Erfahrungen und den Erwartungen der Gesellschaft. — Dischereit ist selbst Tochter einer Holocaust-Überlebenden und wurde 1952 in Heppenheim an der Bergstraße geboren. Ihre Kindheit und gesamtes Leben waren vom Überleben ihrer Mutter Hella Freundlich im Zweiten Weltkrieg geprägt. Esther Dischereit schreibt Prosa, Lyrik und Essays und ist außerdem auch Autorin von Theater- und Hörstücken. Mit »Joëmis Tisch. Eine jüdische Geschichte» wurde sie 1988 eine der wichtigsten literarischen Stimmen unter den Nachkommen der Shoa-Überlebenden in Deutschland.
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16.06.2025 – Menschen und ihre Musik – hr2 kultur – Bernhard Neuhoff — – Details
Krystian Zimerman
Auch mit Orchester zu spielen ist für ihn Kammermusik: «mittendrin sitzen, mit großen Ohren, als Teil eines Ganzen» sagt Krystian Zimerman. Als er 1975 mit 18 Jahren den ersten Preis beim Chopin-Wettbewerb in Warschau gewann, war er der jüngste Sieger in der Geschichte des renommierten Wettbewerbs. — Und er wusste, dass er noch Zeit brauchte, um seine künstlerischen Fähigkeiten voll zu entwickeln. Heute ist Musik für ihn die Kunst, Emotionen zur rechten Zeit zu organisieren. Der letzte Touch, der die Kunst ausmacht, kommt im Konzertsaal, verrät er. — Eine Produktion von BR-Klassik aus der Reihe «Meine Musik».
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14.06.2025 – Ö1 Klassik-Treffpunkt – Ö1 – Ulla Pilz — – Details
Oscar Jockel
Live aus dem RadioCafe in Wien / Gast: Oscar Jockel — Am 15. Juni dirigiert Oscar Jockel im Wiener Konzerthaus das ORF Radio-Symphonieorchester Wien und die Wiener Singakademie, auf dem Programm stehen Ravel und Rossini, am Tag davor beehrt er den «Ö1 Klassik-Treffpunkt» mit seinem Besuch. — Der Dirigent und Komponist ist noch keine 30; seine musikalische Grundausbildung bekommt er – wie es sich für einen gebürtigen Regensburger gehört – bei den dortigen Domspatzen. Danach studiert er am Salzburger Mozarteum, an der Universität für Musik und darstellende Kunst Graz und am Pariser Conservatoire und erhält zahlreiche internationale Stipendien und Auszeichnungen, darunter erste Preise bei den Dirigierwettbewerben der Berliner Philharmoniker und der Pariser Philharmonie und den Herbert-von-Karajan-Preis für sein Schaffen als Komponist und Dirigent. — Zu Jockels wichtigsten Stationen gehören außerdem ein Jahr als Composer in Residence am Brucknerhaus Linz 2020/21, die Dirigierdebüts am Leipziger Gewandhaus und beim Beethovenfest Bonn 2021, seine Arbeit als Assistent von Kirill Petrenko seit 2022 oder sein Debüt bei den Salzburger Festspielen 2023. In der Saison 2024/25 steht Oscar Jockel am Pult von nicht weniger als 15 verschiedenen Orchestern im gesamten deutschen Sprachraum. — Oscar Jockel lebt in Bretstein, einem steirischen Bergdorf in den Niederen Tauern, und in Berlin und begrüßt die Besucherinnen und Besucher seiner Internetseite mit den schönen Worten: «Oscar Jockel ist ein Dirigent und Komponist aus Deutschland. Er liebt dunkle Schokolade und mag keine Rasenmäher.»
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11.06.2025 – News – The Guardian – Red. — – Details
Brian Wilson
Die Beach-Boys-Legende starb im Alter von 82 Jahren nach einer langen Karriere als Teil der unbeschwerten Surfband und als Solomusiker. «Wir sind untröstlich, den Tod unseres geliebten Vaters Brian Wilson bekannt geben zu müssen. Uns fehlen im Moment die Worte», heißt es in einer Erklärung seiner Familie. — Brian Wilson, visionärer Kreativkopf der Beach Boys, stirbt im Alter von 82 Jahren
SK-news
10.06.2025 – Jazz Collection – SRF 2 Kultur – Jodok Hess — – Details
Sylvie Courvoisier
Die frisch gebackene Preisträgerin des Schweizer Grand Prix Musik berührt auch die Gen Z. — Nach einer Brandrede auf den US-Präsidenten attackiert Sylvie Courvoisier den Flügel in Karate-Manier, hämmert ihren Zorn in die Tasten – ist aber schon wenige Minuten später in völlig anderen musikalischen Gefilden, fast zärtlich fliegen ihr Finger über die Klaviatur.Es sind solche blitzschnellen Szenenwechsel, die beim kürzlichen Solo-Konzert in Schaffhausen am meisten auffallen, und die auch die Musik von Sylvie Courvoisier generell auszeichnen. Und sie schafft es, damit auch junge Musikerinnen aus dem Jetzt zu berühren: Die Pianistin Meret Siebenhaar zum Beispiel, die ihre liebsten Aufnahmen von Sylvie Courvoisier vorstellt und diskutiert, wie sie zwischen der klassischen und der jazzigen Tonalität blitzschnell hin- und herwechselt, was die Duo-Aufnahmen mit dem Geiger Mark Feldman oder mit der Gitarristin Mary Halvorson auszeichnen und was der Wechsel in die New Yorker Szene mit der damals 30jährigen Lausannerin gemacht hat. Die Jazz Collection mit Jodok Hess.
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10.06.2025 – ARD: Clip – ARD Tagesschau – Franziska Hoppen — – Details
Frederick Forsyth
Ob «Der Schakal» oder «Die Akte Odessa»: Frederick Forsyth feierte mit seinen Geheimdienstromanen weltweit Erfolge. Nun ist der britische Schriftsteller nach kurzer schwerer Krankheit im Alter von 86 Jahren gestorben.
Der britische Schriftsteller Frederick Forsyth ist tot. Der Autor von Thrillern wie «Der Schakal» und «Die Akte Odessa» starb am Montag nach kurzer Krankheit im Alter von 86 Jahren, wie seine Agentur der Nachrichtenagentur PA sowie der BBC bestätigte. «Wir betrauern den Tod eines der weltgrößten Thriller-Autoren», sagte sein Literaturagent Jonathan Lloyd.Forsyth arbeitete mehrere Jahre als Auslandskorrespondent und schrieb später Romane, die er in der Geheimdienstwelt spielen ließ und die in zahlreiche Sprachen übersetzt wurden. Sein erster Roman «Der Schakal» erzählt von einem Attentat auf den französischen Präsidenten Charles de Gaulle. Die Geschichte wurde in den 1970er-Jahren verfilmt. In den 1990er-Jahren erschien ebenfalls ein gleichnamiger Actionfilm.
Werke wurden auch verfilmt — Das Werk mit Schauspieler Bruce Willis basierte aber eher lose auf Forsyths Original. Der Brite, der 1938 im englischen Ashford geboren wurde, wuchs während des Zweiten Weltkriegs auf. Als Kind wollte er Kampfpilot werden, später zog es ihn als Journalist ins Ausland. Für die Nachrichtenagentur Reuters berichtete er als Korrespondent aus Paris und inmitten des Kalten Kriegs aus Ost-Berlin.Seinen späteren Bestseller «Der Schakal» schrieb er angeblich in nur 35 Tagen, wie Forsyth in seiner Autobiografie «Outsider» schilderte. Der Engländer verfasste auch Romane wie «Die Hunde des Krieges», «Der Rächer», «Der Afghane» und «Die Todesliste».
Offenbar Tätigkeit für britischen Geheimdienst — In seinen 2015 erschienen Memoiren berichtete er zudem, zeitweise dem britischen Geheimdienst zugearbeitet zu haben. Er sei etwa einmal als Tourist in die DDR eingereist, um auf dem Rückweg ein Päckchen mitzubringen. Auf einer Museumstoilette in Dresden habe er die Unterlagen überreicht bekommen, schrieb Forsyth.Die Zeitung «Telegraph» fragte Forsyth einmal, was sein jüngeres Ich aus seinem Leben gemacht hätte. «Es gab Zeiten, in denen es aussah, als würde ich das Frühstück am nächsten Morgen nicht mehr erleben», antwortete Forsyth. Aber er habe viel Glück gehabt im Leben – etwa mit seiner Aufnahme bei der Royal Air Force, seiner Arbeit als Korrespondent in Biafra, Paris und Ost-Berlin. Und er habe Glück gehabt, sagte er, vieles davon in Bücher zu verwandeln.
09.06.2025 – News – ARD Tagesschau – dpa — – Details
Nationalgarde in Los Angeles
Es ist der Kampf, auf den Präsident Trump gewartet hat: eine Auseinandersetzung mit einem politischen Rivalen in einem tiefblauen Staat über ein zentrales Thema seiner politischen Agenda. — Indem er die Befugnisse des kalifornischen Gouverneurs Gavin Newsom (Demokrat) umgeht und die Nationalgarde zur Niederschlagung von Protesten im Raum Los Angeles einsetzt, die sich gegen die Bemühungen seiner Regierung zur Abschiebung weiterer Migranten richteten, überschreitet Trump nun die Grenzen seiner präsidialen Befugnisse und schürt die Kritik, er würde die Situation aus politischen Gründen anheizen. — Lokale und staatliche Behörden hatten keine Hilfe bei der Bewältigung der vereinzelten Proteste beantragt, die nach einer Razzia der Einwanderungsbehörde am Freitag im Garment District ausbrachen. Doch Trump und seine engsten Berater griffen am Sonntag in die Konfrontation mit der kalifornischen Führung ein und stellten die Demonstrationen als existenzielle Bedrohung für das Land dar. Dies löste eine aggressive Reaktion der Bundesregierung aus, die wiederum neue Proteste in der ganzen Stadt auslöste. — Als immer mehr Demonstranten auf die Straße gingen, schrieb der Präsident in den sozialen Medien, Los Angeles werde von «gewalttätigen, aufrührerischen Mobs» «überfallen und besetzt», und wies drei seiner ranghöchsten Kabinettsmitglieder an, alle notwendigen Maßnahmen zu ergreifen, um «Los Angeles von der Migranteninvasion zu befreien».
«Niemand wird auf unsere Polizisten spucken. Niemand wird auf unser Militär spucken», sagte Trump am Sonntag gegenüber Reportern auf dem Weg nach Camp David, obwohl unklar war, ob es derartige Vorfälle gegeben hatte. «Das kommt vor, sie werden sehr hart getroffen.» — Der Präsident wollte sich nicht dazu äußern, ob er den Insurrection Act von 1807 anwenden werde, der den Einsatz von Bundestruppen auf inländischem Boden zur Niederschlagung eines Aufstands erlaubt. Aber so oder so, fügte er hinzu, «werden wir überall Truppen haben.» — Stephen Miller, der stellvertretende Stabschef des Weißen Hauses, postete in den sozialen Medien, dass «dies ein Kampf zur Rettung der Zivilisation» sei. — Trumps Entscheidung, mindestens 2.000 Angehörige der kalifornischen Nationalgarde einzusetzen, ist das jüngste Beispiel für seine Bereitschaft und seinen manchmal eifrigen Eifer, Normen zu brechen, um seine politischen Ziele zu verfolgen und die Grenzen der Macht des Präsidenten zu umgehen. Der letzte Präsident, der die Nationalgarde ohne Ersuchen des Gouverneurs des Bundesstaates, Lyndon B. Johnson, für einen Einsatz im Inland entsandte, tat dies 1965, um Bürgerrechtsdemonstranten in Alabama zu schützen.
Doch Berater und Verbündete des Präsidenten meinen, die Ereignisse in Los Angeles würden nahezu perfekt verdeutlichen, warum Trump im November gewählt wurde.
«Es könnte nicht klarer sein», sagte Newt Gingrich, der ehemalige republikanische Sprecher des Repräsentantenhauses und Verbündeter des Präsidenten. Er wies darauf hin, dass sich Trump seit 2015 auf die Durchsetzung der Einwanderungsgesetze konzentriert habe. «Auf der einen Seite geht es darum, das Gesetz durchzusetzen und die Amerikaner zu schützen, auf der anderen Seite geht es darum, illegale Einwanderer zu verteidigen und auf der Seite derjenigen zu stehen, die das Gesetz brechen.» — In den letzten Tagen kam es im ganzen Land zu sporadischen Protesten, als Bundesbeamte in Los Angeles und anderen Städten einfielen und Arbeitsplätze nach Einwanderern ohne gültige Papiere durchsuchten. Dies ist Teil der verstärkten Bemühungen der Regierung, die Zahl der täglichen Abschiebungen zu erhöhen. — In den sozialen Medien versuchten Trump, seine Berater und Verbündeten, die Demonstrationen gegen die Einwanderungsbehörde in ihren eigenen Worten darzustellen. Sie teilten Bilder und Videos der gewalttätigsten Vorfälle – insbesondere von Demonstranten, die Bundesbeamte attackierten –, obwohl viele friedlich blieben. Beamte kritisierten zudem Demonstranten, die Flaggen anderer Länder, darunter Mexiko und El Salvador, schwenkten, als Beweis für eine ausländische Invasion. — «Illegale kriminelle Ausländer und gewalttätige Banden begehen seit Tagen Brandstiftungen, werfen Steine auf Fahrzeuge und greifen Bundespolizisten an», schrieb Karoline Leavitt, die Pressesprecherin des Weißen Hauses. (…)
SK-news
09.06.2025 – News – taz online – Erica Zingher — – Details
Maxim Biller
Was bleibt von der Literatur? — Das neue Buch von Maxim Biller erzählt vom Leben des tschechischen Schriftstellers Ji í Weil. Unsere Autorin hat eine ganz spezielle Beziehung zu ihm. — Maxim Biller erzählt in seinem neuen Buch die Geschichte des tschechischen Schriftstellers Ji í Weil
Ich weiß nicht mehr, worauf wir gewartet hatten. Ich weiß nur, dass plötzlich etwas nicht mehr stimmte. Ein Mann war an uns vorbeigelaufen, etwas an seiner Haltung, seinem Blick, ließ mich aufstehen. Auch mein Tschechischlehrer folgte ihm – erst wortlos, dann mit einem aufgeregten «Entschuldigung“. Wenige Minuten später war alles anders. Der Mann war nicht mehr.In unserem kleinen Tschechischkurs, in mir, war nichts mehr wie vorher. Für mich ist die Sprache, die wir lernten, das Tschechische, bis heute mit diesem Erlebnis verbunden.
Ich erinnere mich an die Tage danach, in denen ich mich wie aus der Welt gefallen fühlte. Ich lief einsam durch die Hamburger Innenstadt, in einen Buchladen, und griff, ohne zu wissen warum, zu einem Roman von Ji í Weil: «Mendelssohn auf dem Dach“. Ein Name, der mir bis dahin nichts sagte. Ich nahm das Buch mit, da ich mich zum Tschechischen hingezogen fühlte, weil es mich in diesem Ausnahmezustand irgendwie berührte, noch bevor ich eine Seite gelesen hatte.Ji í Weil: jüdisch-tschechischer Schriftsteller, überzeugter Kommunist, während der stalinistischen Säuberungen verbannt, unter deutscher Besatzung entrechtet. Die Nationalsozialisten zwangen ihn in die Identität Georg Israel, seine Scheinehe schützte ihn nicht mehr. Um der Deportation zu entgehen, täuschte Weil einen Suizid vor – und lebte anschließend versteckt in Prag, halb verhungert, zwischen Leben und Tod.
Ruhm verweigert — Damals, im Buchladen, wusste ich all das nicht. Und doch schließt sich rückblickend ein seltsamer Kreis. Ein Zufall, der sich in mir festgesetzt hat. Sein Roman, seine Geschichte – sie heilten nicht, aber sie hielten mich.Viele Jahre später begegnete mir Weil wieder, als Figur in Maxim Billers neuer Novelle «Der unsterbliche Weil“.
Ein poetisches Kunstwerk, durchbrochen von melancholischen Fotografien. Wir begleiten einen Mann in seinen Erinnerungen, der kurz vor seinem Tod steht. Biller bringt einen Vergessenen zurück, einen, dem zu Lebzeiten wie posthum Ruhm verweigert blieb. Eine literarische Reflexion über das Überleben eines Schriftstellers und die Frage: Warum überhaupt schreiben? Für mich hat sie eine Zeit wiederbelebt, in der Sprache für mich selbst zum Riss wurde.Was bedeutet Schreiben also in unmenschlichen Zeiten?Biller schrieb nach dem russischen Angriff auf die Ukraine, er wolle keine Literatur mehr schreiben, seine Arbeit erscheine ihm nutzlos. Ich dachte an ukrainische Autoren, mit denen ich nach dem 24. Februar sprach. Viele sagten, sie konnten nicht schreiben, weil das Grauen alles überlagerte. Auch die israelische Schriftstellerin Zeruya Shalev berichtete nach dem 7. Oktober, das Schreiben sei ihr abhandengekommen. Nur Schmerz. Und Sprachlosigkeit.Es gibt Menschen, die Schreiben als Widerstand sehen, als politischen Akt. In Billers Novelle glaubt Weils ehemaliger Freund Julius Fu ík daran, «dass man die Welt mit Worten verändern kann“. Solche Menschen sind vielleicht weniger Schriftsteller als Aktivisten.Auch Weil hat den Drang zu schreiben, will zurück zu seinem «neuen Manuskript“. Aber er glaubt nicht an Veränderung. Nur daran, dass man die Welt «ein bisschen zusammenhalten» könne. Und «erzählen, wie schön alles ist, auch wenn es schrecklich ist“. Ein ehrlicher, melancholischer Gedanke.Ji í Weil hat mich damals begleitet. Ein Zufall, wahrscheinlich, dass ich genau ihn fand. Vielleicht habe ich aber auch unbewusst nach Literatur gesucht, die hält, wenn sonst nichts mehr trägt. Schreiben ist keine politische Demonstration. Es geht nicht darum, perfekte Lösungen zu finden, sondern darum, das Aushalten zu teilen. Schreiben ist, glaube ich, ein großes Ringen mit sich selbst. Und für manche: das Einzige, was bleibt.
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